19. Januar 2016

Reichtum, Armut, Ungleichheit: Schatten auf Davos

Wenn die Reichen und Schönen, die Bosse der großen Konzerne – von Samsung bis McDonalds, von Nestle bis Foxconn, von Amazon bis Walmart – und die Führer der Banken – von Deutsche bis City, von Barcleys bis Wells Fargo – in dieser Woche nach Davos kommen, werden sie nicht sagen können: Wir haben nichts gewusst von der neuen, extremen Ungleichheit, die unsere Gesellschaften zerreißt. Inzwischen besitzen ganze 62 Individuen genauso viel wie 3,6 Milliarden Menschen – die untere Hälfte der Menschheit, wie eine neue Oxfam-Studie (>>> An economy for the 1%) vorrechnet. Während der Reichtum dieser 62 Leute in den letzten fünf Jahren um 44% gestiegen ist, hat die untere Hälfte 41% weniger. Dabei ist der öffentlich stark zitierte Oxfam-Report nur ein Schlaglicht auf das Thema.


Das Weltwirtschaftsforum selbst steht in diesem unter dem Motto „Die 4. Industrielle Revolution“, in der künstliche Intelligenz, Nanotechnologie, Roboterisierung und 3D-Druck in den Vordergrund treten. Dieser neuen technologische Revolution, so ergab eine Studie der Forumsveranstalter (>>> The Future of Jobs), werden in den nächsten Jahren in nur neun Industriesparten 7,1 Mio. Arbeitsplätze zum Opfer fallen, während durch gegenläufige Entwicklungen lediglich 2,1 Mio. Jobs geschaffen werden – es bleibt also eine negative Bilanz von -5 Mio.! Dieser Trends sollte nach dem WEF-Gründer Klaus Schwab wirklich beunruhigend sein, da Regierungen vor neue Herausforderungen gestellt werden und der Wirtschaft die Konsumenten wegbrechen.

Dabei ist das globale Geschäftsmodell der großen Konzerne schon heute auf sozial untragbaren Grundlagen aufgebaut. Das zeigt eine Studie, die der Internationale Gewerkschaftsbund (ITUC) im Vorfeld von Davos veröffentlicht hat (>>> Scandal: Inside the global supply chains of 50 top companies). Danach stehen in den globalen Lieferketten von 50 großen Konzernen nur 6% der Beschäftigten in einem direkten Vertragsverhältnis zu den Unternehmen; der Rest von 94% bildet ein „verstecktes Arbeitskräftereservoir“ in oft prekärer und schlecht bezahlter Beschäftigung, ohne sozialen Schutz und Gewerkschaftsrechte am Arbeitsplatz. Die Unternehmen hätten genug Möglichkeiten, dies zu ändern, folgten sie nur einem 4-Punkte-Plan, den der ITUC in Davos vorstellt. Danach könnte schon die Einführung von Mindestlöhnen und Tarifverträgen, die Verbesserung von Sicherheitsstandards in der gesamten Lieferkette und die Gewährleistung von Rechtestandards, wie sie in den UN-Guidelines für Wirtschaft und Menschenrechte festgelegt sind, viel ändern. Ob sich allerdings die Reichen und Schönen von Davos in derlei Niederungen begeben, darf bezweifelt werden.

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