7. Oktober 2014

Chronisch zu optimistisch: Problemzone Eurozone

Noch auf der IWF/Weltbank-Jahrestagung vor einem Jahr gingen fast alle davon aus, dass die Eurokrise jetzt überwunden sei. Ein Jahr später beginnt das Treffen der Bretton-Woods-Zwillinge in Washington mit der beschämenden Einsicht, dass das Risiko einer neuen Rezession der Eurozone im letzten halben Jahr deutlich gewachsen ist – das wäre dann die dritte Rezession seit der globalen Finanzkrise. Andere argumentieren zwar, die Eurokrise sei immer nur scheinbar beendet worden, aber das ist hier unerheblich.

Die Rezessionsrisiken in der Eurozone, so ist dem neuen World Economic Outlook zu entnehmen, sind heute doppelt so hoch wie noch im April. Für 2014 prognostiziert ihr der Fonds nur noch ein Wachstum von 0,8%, für 2015 von 1,3%. Doch diese Werte könnten schnell ins Minus abrutschen, zumal jetzt auch für Deutschland (wo dem Geschwätz fast aller politischen Schattierungen zufolge ja die Wirtschaft brummt) mit einer Rezession gerechnet werden muss – der Wert für das zweite Quartal 2014 lag schon mal im Minus und die neuesten Outputzahlen lassen die Rezessionsangst weiter wachsen.

Interessant ist, dass der IWF in diesem Jahr auch seine Vorhersagen der letzten vier Jahre selbstkritisch unter die Lupe genommen hat. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, dass er systematisch zu optimistische war in Bezug auf die weltwirtschaftliche Entwicklung, vor allem hinsichtlich der Aussichten der Schwellenländer und der krisengeschüttelten Euro-Ökonomien. Global rechnet der Fonds jetzt nur noch mit einem Wachstum von 3,3% für 2014 (0,4% weniger als noch im April) und von 3,8% für 2015 (0,2% weniger als im April). Doch könnten auch diese Prognosen noch zu hoch sein angesichts der selbst eingestandenen Irrtumsquote der Fonds-Analysten, die sich inzwischen wenigstens nicht mehr scheuen, ihre Fehler öffentlich zuzugeben.

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