18. April 2013

Anhaltende Krisenstimmung bei IWF-Tagung in Washington



Die Weltwirtschaft tritt auf der Stelle. Nach den Prognosen des neuesten World Economic Outlook des IWF wird sie in diesem Jahr nicht schneller wachsen als im letzten Jahr (3,25%) und im nächsten Jahr nicht mehr als 2011 (4%). Insgesamt sieht der IWF eine Erholung der Weltwirtschaft in drei Geschwindigkeiten – mit guten 5% in den Schwellen- und Entwicklungsländern, mittelmäßigen knapp 2% in den Vereinigten Staaten und einer anhaltenden Rezession in der Eurozone. Während der IWF einen „steinigen Weg“ der Erholung sieht, sprachen die Financial Times und die Brookings Institution bei der Vorstellung ihres TIGER-Indexes, der die weltwirtschaftliche Dynamik messen soll, von einer Erholung, die unterhalb einer wirklichen Take-off-Geschwindigkeit bleibt.



Der IWF spricht im Zusammenhang mit seinen wenig beeindruckenden Frühjahrszahlen jetzt im dritten Jahr hintereinander davon, dass es im zweiten Halbjahr zu einer spürbaren Belebung der Wirtschaftsaktivität kommen wird. Doch niemand weiß so recht, warum er diesmal Recht behalten sollte. Kaum einer glaubt an den von der IWF-Chefin Christine Lagarde heute beschworenen Übergang von der Erholung der drei Geschwindigkeiten zur „Full speed recovery“, wenn die Rede von der Erholung in diesem Zusammenhang überhaupt gerechtfertigt ist.



Umso erstaunlicher ist, dass es auf der Ebene der Politikempfehlungen kaum etwas Neues aus Washington zu berichten gibt, wo morgen die Frühjahrstagung der Bretton-Woods-Zwillinge offiziell beginnt. Im Gegenteil: Das Festhalten an der sog. fiskalischen Konsolidierung, von vielen als rezessionstreibende Austeritätspolitik kritisiert, ist fast schon stoisch zu nennen. Nur die üblichen „Verdächtigen“ tanzen mit Aufrufen zu entschlossenem Handeln aus der Reihe. So haben gestern mit Heiner Flassbeck, Paul Davidson, James K. Galbraith, Richard Koo und Jayati Gosh fünf prominente Kritiker ein „globales Manifest zur Rettung der Wirtschaft“ vorgelegt. Das Buch könnte ein Weckruf sein, wären die Denkstrukturen in der herrschenden Mainstream-Ökonomie nicht so verkrustet.



Das Manifest, das in einem neuen Buch zusammen mit Aufsätzen zur Spar-, Finanz- und Arbeitsmarktpolitik sowie zur Perspektive der Entwicklungsländern erschienen ist, eröffnet mit den dramatischen Worten: „Handelt jetzt! Ergreift Maßnahmen zur Belebung der Weltkonjunktur. Der Neoliberalismus ist gescheitert. Verhindert den Rückfall in Nationalismus und Kampf der Nationen. Eine ernsthafte internationale Kooperation und eine sofortige Beendigung der Austeritätspolitik sind das Gebot der Stunde.“ Auf der Washingtoner Frühjahrstagung dürfte es jedoch kaum Anstöße für eine solche Kehrtwende geben.

Keine Kommentare: