21. Januar 2013

Agrarinvestitionen: Handauflegen reicht nicht

Einen verbindlichen Rechtsrahmen für internationale Investitionen in Agrarland hat der Präsident des Umweltbundesamts Jochen Flasbarth letzte Woche auf einer internationalen Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung, von Oxfam Deutschland, glopolis (Tschechien) und Misereor in Berlin gefordert. Der im letzten Jahr beschlossene Kodex von FAO und Weltbank zum Landgrabbing sei gut und schön. Doch freiwillige Leitlinien und „Handauflegen“ reichen nicht, um nachhaltige Investitionen in die Landwirtschaft zu gewährleisten.

Die Konferenz mit dem Titel „Agriculture in Transition. Strategien für ökologische und faire Investitionen in der Landwirtschaft“ fand vor dem Hintergrund der Trendwende statt, im Zuge derer nach Jahrzehnten der Vernachlässigung wieder verstärkt internationales Geld in den Agrarsektor des Südens fließt (>>> W&E-Hintergrund: Wettlaufum Land). Die Frage ist jedoch: Um welche Art von Investitionen geht es hier und in wessen Interesse finden sie statt. Die Berliner Konferenz bestätigte, dass der entscheidende Interessengegensatz, wenn es um internationale Agrarinvestitionen geht, zwischen dem Agrobusiness und Kleinbauern bzw. landlosen Landarbeitern verläuft. Angesichts der Neube- und Wiederaufwertung des Agrarsektors in der internationalen entwicklungspolitischen Debatte stelle sich die Frage, ob es sich lediglich darum handelt, dass dem Agrarsektor ein neuer Wert beigemessen werde, oder aber darum, immer mehr ländliche, bislang kapitalistisch unerschlossene Räume „in Wert“ zu setzen.

Wie phantasievoll immer wieder neue Verwertungswege erschlossen werden, wurde an zahlreichen Beispielen deutlich – etwa daran, welche Blüten inzwischen der Zertifikate-Handel treibt. Kompensations- und Freikaufinstrument erstrecken sich längst nicht mehr auf den Handel mit CO2-Zertifikaten wie in der EU, sondern beispielsweise auch generell auf den Handel mit sog. Ökosystemfunktionen, etwa in Form von Waldschutzzertifikaten in Brasilien und anderswo.

Doch ist die Entwicklung nicht nur durch die diversen Negativtrends gekennzeichnet. Eine Gegentendenz repräsentiert der bei der FAO angesiedelte Ausschuss für Welternährungssicherheit (CFS) mit seiner vorbildlichen Offenheit gegenüber zivilgesellschaftlichen Organisationen (>>> www.cms4cfs.org). Oder auch die große Aufmerksamkeit, die der kurz vor der Berliner Tagung veröffentlichte Fleischatlas erzielte, von der großen Demonstration gegen die großindustrielle Agrarproduktion unter dem Motto „Wir haben es satt“ gar nicht zu reden.

● Beiträge und Dokumente von der Konferenz finden sich >>> hier.

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