30. August 2012

Jackson Hole 2012: Konklave der Zentralbanker

Den spätsommerlichen Treffen der Zentralbanker im Erholungsort Jackson Hole in den Bergen Wyomings haftet etwas Mystisches an. Die Financial Community aus Investoren, Finanzpolitikern, Spekulanten und Analysten erwartet wegweisende Vorgaben, wenn der Gastgeber des Treffens, der Vorsitzende der US-amerikanischen Federal Reserve (FED), seine Rede hält. Doch bedarf es eines erheblichen Interpretationsaufwands (um nicht zu sagen: Gabe zum Orakel), um die jeweilige Botschaft zu entschlüsseln. So galt die Rede von FED-Chef Ben Bernanke vor zwei Jahren als sanfte Vorbereitung auf die zweite Runde der geldpolitischen Lockerung („quantitative easing“), die dann im November desselben Jahres eingeleitet wurde. Als entscheidender Hinweis diente die Formulierung, dass die FED „bereit ist zu zusätzlichen geldpolitischen Erleichterungen durch unkonventionelle Maßnahmen, wenn sich diese als notwendig erweisen“.

Im letzten Jahr zeichnete sich die Keynote-Rede der neuen Geschäftsführenden Direktorin des IWF, Christine Lagarde, allerdings durch ungewöhnliche Klarheit aus. Ihr Satz, dass die Weltwirtschaft in eine „neue, gefährliche Phase“ eingetreten sei, beherrschte monatelang die internationale wirtschaftspolitische Debatte. Und heute? Die "gefährliche Phase" scheint sich in einen „neuen Normalzustand“ verwandelt zu haben, der durch stark verlangsamtes Wachstum in den USA, eine Double-dip-Rezession in Europa und einen gewissen Abschwung auch in den Schwellenländern gekennzeichnet ist (>>> Die Krise erreicht den Süden) und über dem als Damoklesschwert die immer noch ungelösten Probleme aus der Finanzkrise schweben.

Für dieses Jahr wird allgemein damit gerechnet, dass Bernanke in seiner morgigen Rede die Möglichkeiten für ein QE III, also eine dritte Runde der geldpolitischen Lockerung, ventilieren wird, wobei der Titel seiner Rede („Geldpolitik seit der Krise“) eher unspektakulär gehalten ist. Sein Kollege Mario Draghi von der Europäischen Zentralbank hat wie die meisten seiner Vorstandskollegen die Reise nach Jackson Hole gar nicht erst angetreten, was von den meisten der Auguren so interpretiert wird, dass man seine Hausaufgaben in Frankfurt, nämlich die Ausarbeitung der angekündigten „unkonventionellen“ Maßnahmen gegen die Schuldenkrise in der Eurozone, machen wolle (>>> Eurozone oder Europäische Union. Die „unkonventionellen“ Maßnahmen der EZB). Es wird also eher ruhig bleiben um die Konklave der Zentralbanker in den Bergen. Überraschungen sind jedoch nicht ausgeschlossen.

Keine Kommentare: