23. August 2012

Deutschland profitiert von Griechenland-Krise

Die Woge des Griechenland-Bashings, die derzeit über uns hinweg schwappt, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in Wirklichkeit Deutschland ist, das den Nutzen des aktuellen Krisenmanagements einheimst und nicht Griechenland. Das hat gestern Suleika Reiners vom World Future Council in Hamburg in einem Leserbrief an die Financial Times klargestellt. Bislang hat es keinerlei Geschenke Deutschlands an Athen gegeben, sondern lediglich Garantien und einen Kredit von 15,2 Mrd. €.

Bis jetzt hat Deutschland aus dem Griechenland-Geschäft nur Gewinn gezogen, so Reiners. Bis Ende 2011 wurden beispielsweise 380 Mio. € Zinsen aus dem Kredit an Griechenland einkassiert. Auch aus dem Anstieg der Exporte im Gefolge des fallenden Euros hat Deutschland Nutzen gezogen. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) bei der Böckler-Stiftung schätzt die diesbezüglichen Extragewinne auf rund 50 Mrd. €.

Schließlich spart Deutschland eine Menge Geld durch die niedrigen Zinsen auf seine eigenen Kredite, d.h. die Ausgabe von Staatsanleihen zu Null- oder sogar Negativzinsen. Nach Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft belaufen sich diese Einsparungen inzwischen auf 68 Mrd. €. „Es ist somit nicht Deutschland, das für Griechenland zahlt. Es ist Griechenland, das Deutschland nutzt“, so Reiners. Die Frage ist nur, weshalb sich das Märchen von den deutschen Zahlmeistern in der Griechenland-Krise so hartnäckig hält. Aber den Deutschen hat ja die einschlägige Sammlung der Gebrüder schon immer gut gefallen.

>>> Zum Thema auch: Europäische Union oder Eurozone?

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