25. Januar 2012

Davos, 1. Tag: Demut und Bescheidenheit?

Mehr Demut und Bescheidenheit erhofft sich WEF-Gründer Klaus Schwab von dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum, vor allem und an erster Stelle von den Vertretern der Business Community. Diese seien die eindeutigen Gewinner der Globalisierung der letzten Jahre. Doch schon der erste Tag in Davos zeigt, dass diese Spezies, die dem Kapitalismus ein neues Design verpassen soll, hier nur schwer zu finden ist.

Wie der Nachrichtendienst Bloomberg herausfand, sind unter den WEF-TeilnehmerInnen 70 Milliardäre aus aller Welt. Darunter ist wie immer auch George Soros. Der gehört wie Warren Buffet wirklich zu denjenigen, die meinen, Leute seines Schlages sollten stärker besteuert werden. Aber unter den 70 reichsten Leuten auf dem Forum, die Bloomberg interviewten, war gerade mal ein halbes Dutzend der Meinung, dass die wachsende Ungleichheit der Einkommen – nach der Global Risks Study in diesem Jahr immerhin die größte Gefahr für die westlichen Gesellschaften – ein Thema sei, das ernsthaft angegangen werden müsste.

Diesen Eindruck vermittelten auch die beiden Forumsveranstaltungen, die ich heute Morgen über Video live verfolgt habe. Ein Forum des Time-Magazins über den „Kapitalismus in der Krise“ gab zwar der Generalsekretärin des Internationalen Gewerkschaftsbundes (ITUC), Sharan Burrow, eine Plattform, um zu erklären, dass der Kapitalismus bei der Lösung wesentlicher sozialer Fragen versagt und die Business Community ihren „moralischen Kompass“ verloren habe. Dies aber nur, so scheint es, um einer erlesenen Schar von Davos-People eine Rechtfertigungsbühne zu bieten. Der Private-Equity-Manager David M. Rubinstein, bestritt glatt den Verlust dieses Kompasses und sagte, die Wirtschaft sei nicht darauf aus, Wohlstand und Jobs abzubauen, bewies damit freilich aber nur, wie wenig er von den Mechanismen verstanden hat, die zu immer mehr Ungleichheit führen. Selbiges gilt auch für jenen CEO, der sich im folgenden Forum darüber beklagte, dass diejenigen, die Arbeitsplätze schaffen, nämlich die Unternehmer, zu Unrecht für die Massenarbeitslosigkeit verantwortlich gemacht werden.

Auf dem Forum „The Global Business Context“ wurde die Ungleichheitsproblematik von keinem der sieben anwesenden CEOs auch nur einmal erwähnt. Stattdessen gefiel man sich in Lobpreisungen der in Mode gekommenen „Social Responsibility“ der Unternehmen oder in Plädoyers für die Notwendigkeit von mehr Deregulierung (so der Airbus-Chef). Ein anderer wies auf die Notwendigkeit hin, dem Mittelstand mehr Entfaltungsspielraum zu geben, und zitierte als Musterbeispiel dafür die USA, wo dieser gerade zerstört wurde. Wenn das so weitergeht: Armes Davos!

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