26. August 2011

Jackson Hole: Überschätztes Bankertreffen

Viele Augen in der Finanzwelt sind jetzt wieder auf Jackson Hole gerichtet. Dabei ist das alljährliche Symposium der Zentralbankchefs, das heute beginnt, das vielleicht am meisten überschätzte Wirtschaftstreffen unserer Zeit. Die dort gehaltenen Diskussionsbeiträge bewegen sich zwischen Beweihräucherung und Banalität. Um ein Beispiel zu nennen: 2005 sagten dort Alan Blinder und Ricardo Reis von der Princeton University, Alan Greenspan nehme zu Recht für sich in Anspruch, „der größte Zentralbanker zu sein, der jemals gelebt hat“. Heute wissen wir, dass er vielleicht der Zentralbanker war, der mit seinem blinden Vertrauen in „die Märkte“ den größten wirtschaftlichen Schaden angerichtet hat.

Von Greenspans Nachfolger Ben Bernanke (s. Photo) schreibt das Handelsblatt: „Seine Worte an diesem Freitag werden die Märkte bewegen.“ Wirklich? Die zweite Runde der geldpolitischen Lockerung („quantitative easing“), die der Chef der US-Notenbank Fed auf dem letztjährigen Treffen vorsichtig ankündigte, hat jedenfalls die Aktienkurse nach oben bewegt und den Carry Trade angeheizt; doch das jüngste Beben an den Börsen hat die Kursgewinne bereits wieder weitgehend zunichte gemacht. Realwirtschaftlich ist die Angst vor einer „Double-Dip“-Rezession heute eher größer als vor einem Jahr, als sie ebenfalls schon im Raume stand (>>> Jackson Hole: Angst, Konfusion, Ratlosigkeit).

Ob Bernanke in diesem Jahr eine dritte Runde des Quantitative Easing (QE3) ankündigen wird, ist eher zweifelhaft, obwohl es dutzende von Ratschlägen in dieser Hinsicht gibt. Denn mit jeder neuen Runde des Aufkaufs von Anleihen und der Flutung der Märkte mit neuem Geld nimmt die Wirksamkeit derartiger Maßnahmen ab. Zwar meinte Nobelpreisträger Jo Stiglitz kürzlich, die Fed sollte es dennoch tun. Doch im Grunde genommen wäre es derzeit nicht an den Zentralbanken, sondern an den Regierungen, die konjunkturpolitischen Kohlen aus dem Feuer zu holen. Dies gilt auch und gerade für Europa, wo die selbsternannten deutschen Sparkommissare und Fahnenträger der Orthodoxie jetzt sogar über die EZB herfallen. Auch EZB-Chef Jean-Claude Trichet wird in Jackson Hole eine Rede halten. Spannend könnte die Frage werden, ob diese eher eine geldpolitische Annäherung an die USA oder eine weitere Divergenz signalisieren wird.

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