18. Februar 2011

Neues globales Reservesystem als G20-Thema

Rund ein Jahrhundert lang war der US-Dollar die beherrschende Weltwährung. Mit der Ablösung des Pfunds als globaler Leitwährung fehlte dem Greenback jahrzehntelang ein ernstzunehmender Rivale. Mit der Schaffung des Euro änderte sich das. Der Anteil der in Dollar gehaltenen ausländischen Reservewährungen fiel im letzten Jahrzehnt auf ca. 60%. Der Anteil des Euro stieg entsprechend auf über 25% (s. Grafik im vorhergehenden Blogeintrag).

Mit der Überwindung der Krise im Euroraum, der besseren Koordinierung der Wirtschaftspolitik und der wahrscheinlichen Ausgabe gemeinsamer Euro-Bonds (Anleihen) dürfte die Attraktivität des Euros als Anlage- und Reservewährung weiter steigen. Zugleich erwächst dem Dollar mit dem Aufstieg Chinas ein weiterer potentieller Konkurrent, sollte sich der chinesische Renminbi mit der Herstellung voller oder teilweiser Konvertibilität als globale Reservewährung qualifizieren können.

Ein weiterer Baustein in einem neuen globalen Reservesystem sind die Sonderziehungsrechte (SZR). Diese wurden schon im Gefolge des Londoner G20-Gipfels um 250 Mrd. Dollar aufgestockt. Sie könnten in Zukunft weiter anwachsen und - in Verbindung mit der Einrichtung eines Substitutionskontos beim IWF - Ländern die Möglichkeit bieten, ihre hohen Dollarreserven einzutauschen (was das Gewicht des Dollars als Reservewährung weiter reduzieren würde).

Der Übergang der chinesischen Währung zur Konvertibilität wird allerdings noch gebremst durch die hohe Volatilität des internationalen Währungssystems, der dann auch der Renminbi ausgesetzt wäre. Gelänge es, das Währungssystem, beispielsweise über die Einführung von Zielzonen, zu stabilisieren, erschiene die Konvertibilitätsproblematik auch für China in einem anderen Licht. Bereits heute hat China begonnen, die internationale Nutzung seiner Währung - beispielsweise für die Ausgabe Renminbi-denominierter Anleihen in Hongkong oder im regionalen Handel - zu ermutigen.

Der Präsident der Weltbank, Robert Zoellick, ein alter Kämpe aus der Bush-Regierung, verfehlt in seinem heutigen Kommentar allerdings wieder einmal den entscheidenden Punkt: Als ginge es nur darum, die restliche Welt an das jahrzehntelange G7-Modell der frei schwankenden Wechselkurse heranzuführen, will Zoellick die Schwellenländer, allen voran China, über die G20 allmählich an die volle Konvertibilität ihrer Währungen heranführen. Dabei besteht die Crux ja seit Anfang der 1970er Jahre darin, dass der Preis der Währungen – wie die Preise von Schweinehälften – auf deregulierten Märkten bestimmt wurde. Genau das ist heute nicht mehr gewollt.

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