26. Mai 2010

Entwicklungshilfe: Fünf einfache Vorschläge zur Finanzierung

Die Industrieländer klagen über Schwierigkeiten, in der Krise die Verpflichtungen zur Steigerung der Entwicklungshilfe einzuhalten. Doch das Geld ist vorhanden. Die Not ist akut. Die Herausforderung hat eine moralische Dimension und erfordert Visionen. Jeffrey D. Sachs hat fünf einfache Vorschläge, wie mehr Entwicklungshilfe finanziert werden kann.

Zunächst könnten die USA ihren kostspieligen und gescheiterten Krieg in Afghanistan beenden, der jährlich rund 100 Mrd. Dollar verschlingt. Gäben die USA einen winzigen Bruchteil dieser 100 Milliarden für Entwicklungshilfe in Afghanistan, wären sie weit erfolgreicher bei der Herstellung von Frieden und Stabilität in diesem vom Krieg verwüsteten Land.

Die USA könnten beispielsweise jährlich 25 Mrd. Dollar für Entwicklungshilfe zur Verfügung stellen und weitere 25 Milliarden für weltweite Gesundheitsversorgung. Damit würden sie noch immer 50 Mrd. Dollar einsparen und damit zur Reduzierung des amerikanischen Haushaltsdefizits beitragen. Afghanistan und damit auch die USA würden um einiges sicherer und die Welt viel gesünder werden. Außerdem würde die US-Wirtschaft enorm profitieren.

Ein zweiter Ansatz ist, große internationale Banken zu besteuern, die mit ihren spekulativen Geschäften exorbitante Gewinne erwirtschaften. Aber selbst nachdem die Wall Street die Weltwirtschaft beinahe zugrunde gerichtet hätte, wurde sie von der US-Regierung gehätschelt und geschützt und man ermöglichte ihr im letzten Jahr die Rückkehr zu sagenhaften Gewinnen, die wohl um die 50 Mrd. Dollar ausmachten.

Die Banker genehmigten sich erneut riesige Boni – über 20 Mrd. Dollar im Jahr 2009. Dieses Geld hätte eher zu den ärmsten Menschen dieser Welt fließen sollen, als in die Taschen der Banker, die es sich gewiss nicht verdient haben.

Es ist Zeit für eine internationale Steuer auf Bankengewinne – vielleicht als Abgabe auf internationale Finanztransaktionen – die jährlich zweistellige Milliardenbeträge einbrächte. Bei ihren Bemühungen um die Einführung einer solchen Steuer sollten sich die Entwicklungsländer nicht mit den jämmerlichen Ausreden der USA und anderer Länder abspeisen lassen, mit denen sie ihre Banker schützen wollen.

Eine dritte Möglichkeit wäre, vermehrte Zuwendungen von den reichsten Menschen der Welt zu erhalten. Einige unter ihnen wie Bill Gates, George Soros, Warren Buffett und Jeffrey Skoll sind bereits Mega-Philanthropen und spenden enorme Summen zum Wohl der Menschen auf der ganzen Welt. Auf vergleichbare Beiträge anderer Milliardäre wird jedoch noch gewartet.

Der jüngsten Forbes-Liste zufolge, gibt es auf der Welt 1.011 Milliardäre, die gemeinsam über ein Vermögen von 3,5 Billionen Dollar verfügen. Wenn jeder Milliardär 0,7% dieses Vermögens zur Verfügung stellte, würde sich die Gesamtsumme auf 25 Mrd. Dollar jährlich belaufen. Man stelle sich das vor: 1.000 Menschen könnten eine medizinische Grundversorgung für eine Milliarde arme Menschen finanzieren.

Eine vierte Möglichkeit ist, sich Firmen wie Exxon-Mobil anzusehen. Dieses Unternehmen verdient in Afrika jährlich Milliarden Dollar, aber laut einem Online-Bericht des Konzerns gab man zwischen 2000 und 2007 lediglich etwa 5 Mio. Dollar jährlich für Malaria-Kontrollprogramme in Afrika aus. Exxon-Mobil könnte und sollte viel mehr Geld für die dringend benötigte medizinische Grundversorgung des Kontinents zur Verfügung stellen. Die Mittel dafür könnten aus Lizenzgebühren kommen, die das Unternehmen bezahlt oder von philanthropischen Spenden des Konzerns.

Fünftens haben neue Geberländer wie Brasilien, China, Indien und Korea genügend Vision, Energie, wirtschaftliche Dynamik und diplomatisches Interesse, um ihre Unterstützung für die ärmsten Länder sowie auch für die ärmsten Gegenden in ihren eigenen Ländern auszuweiten. Wenn die USA und Europa zu nachlässig sind, um ihren Teil zu erfüllen, können und werden die Schwellenländer einspringen, um diese Lücke teilweise zu füllen. Glücklicherweise werden diese neuen Geberländer zu vertrauenswürdigen Partnern in Afrika.

Auszug aus einem Kommentar für Project Syndicate, 2010.

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