8. Februar 2010

PIGS-Bashing

Das Bashing, also das Herumprügeln auf Sündenböcken, hat eine neue Subdisziplin: PIGS-Bashing. Die neue Abkürzung, die sich seit Ende letzter Woche in Umlauf befindet, steht für Portugal (P), Italien und Irland (I), Griechenland (G) und Spanien (S). Ein Schuft, der dabei an „Schweine“ denkt. Doch in der EU wird derzeit eine Stimmung der einseitigen Schuldzuweisung erzeugt, die den europäischen und von der Schuldenlast ohnehin geplagten Mittelmeerländern schwer zusetzt.

Dabei sind diese nicht nur mit der absurd-anmaßenden Praxis der Rating-Agenturen konfrontiert, deren Downgrading den staatlichen Schuldendienst der betreffenden Länder immer noch mehr erhöht. Im Gesamtzusammenhang betrachtet sind die Defizite der EU-Mitgliedsländer im Mittelmeerraum nur die Kehrseite der Überschüsse, die die sog. leistungsstarken Länder, vor allem Deutschland, angehäuft haben. Es handelt es sich also auch um ein Problem der Ungleichgewichte in der Europäischen Union, an deren Zustandekommen gerade Deutschland durch seine einseitige „Wettbewerbsbesessenheit“ (Krugman) kräftig mitgewirkt hat. Einseitig deshalb, weil das Konzept zumeist nur auf die Kostenreduzierung bezogen wurde, womit wiederum vor allem das Drücken von Löhnen und Gehältern gemeint war.

Diese etwas differenziertere und umfassendere Problemsicht auf die „PIGS-Krise“ wird übrigens inzwischen nicht nur von Linkskeynesianern wie dem Chefökonomen der UNCTAD, Heiner Flassbeck, geteilt. In der heutigen Ausgabe der Financial Times plädiert der Europa-Kolumnist Wolfgang Münchau dafür, die EU sollte ihren eigenen Ausweg aus der Krise ihrer südlichen Mitglieder finden und nicht einfach nach dem IWF rufen, wie in der letzten Woche die Herrschaften des neoliberalen Brüsseler Think Tanks Breugel. Und auch IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn hat dazu was zu sagen: Nicht jedes Land, meinte er auf dem Davoser Weltwirtschaftsforum, könne sein Heil im Export suchen. Womit wir wieder beim Wettbewerbsverständnis des deutschen Exportweltmeisters wären.

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