9. Juni 2009

Hedgefonds laufen Sturm gegen Brüssel

Wenn sich die Finanzminister der EU heute in Luxemburg auch mit dem jüngsten Entwurf der Europäischen Kommission für eine Direktive zu sog. alternativen Investmentfonds befassen, wird sich zeigen, wie Ernst die Beteuerung zur stärkeren Regulierung der Finanzmarktakteure in Europa gemeint sind. Unter „Alternativen Investmentfonds“ versteht man in der seltsamen Sprache der Finanzwelt keineswegs „grüne“ oder „ethische“ Bankprodukte, sondern jene Fonds, die jenseits sämtlicher Regulierungen agieren. Dies soll jetzt anders werden. Seit Wochen laufen deshalb die größten britischen Hedgefonds und Private Equity-Fonds Sturm gegen den Entwurf aus Brüssel, der auf den Vorschlägen der De-Larosière-Kommission beruht.

Obwohl bereits im vorauseilendem Gehorsam abgeschwächt – so wird nicht die Regulierung von Hedgefonds vorgeschlagen, sondern der Fondsmanager – sieht die Direktive einen neuen Rahmen für die Finanzaufsicht in Europa vor. Geplant ist u.a. ein European Systemic Risk Council (ESRC) unter dem Vorsitz des Zentralbank-Präsidenten. Ein besonderer Dorn im Auge ist den Hedge- und Privat Equity-Fonds, dass die Kommission die Fondsindustrie Obergrenzen der Verschuldung unterwerfen will, um künftiges „Overleveraging“ zu verhindern, das als ein Faktor der aktuellen Finanzkrise angesehen wird.

In ihrer Wahl der Mittel sind die Fonds-Manager alles andere als zimperlich. So drohen sie offen damit, von London in die Schweiz oder nach New York zu gehen, wenn die Kommission ihren Entwurf, über den auch auf dem EU-Gipfel am 19. Juni beraten werden soll, nicht radikal ändert. Statt die Fonds, die zu tausenden bspw. auf den Cayman-Inseln sitzen, durch adäquate Regulierung, sprich: weitere Deregulierung, nach London zu holen (von wo aus sie heute schon gesteuert werden), riskiere die EU-Kommission den Untergang der Hedgefonds-Industrie in EU-Europa, sagte z.B. Ian Wace, Mitbegründer des Hedgefonds Marshall Wace der Financial Times. Dutzende seiner Kollegen haben gegenüber dem britischen Finanzministerium ihren Widerstand gegen die Direktive deutlich gemacht. Kein Wunder, dass dieses derzeit am liebsten jeden Ansatz, die Regulierung der Finanzmärkte europaweit zu regeln, zu Gunsten nationaler Ansätze blockieren würde, wie Paul Myners vom britischen Treasury heute deutlich macht.

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