7. März 2009

Let’s talk about capitalism: Ende oder Wende?

Die Globalisierungskritiker mutieren an diesem Wochenende in Berlin zu dem, was sie eigentlich immer schon waren: Kapitalismuskritiker. Der Attac-Kapitalismuskongress steht unter dem Motto „Kapitalismus am Ende?“ Die Financial Times (FT) beginnt am Montag mit einer Sonderserie, die den Titel „Future of capitalism“ trägt. Was sagt uns diese Gegenüberstellung? Zumindest so viel, dass sich die Globalisierungskritiker nicht sicher sind, ob der Kapitalismus wirklich am Ende ist (sonst hätten sie das Fragezeichen weggelassen). Die derzeit intelligentesten globalen "Klopffechter des Kapitals" (Marx) dagegen sind sich ziemlich sicher, dass ihr System eine Zukunft hat; die Frage ist nur: Welche?

Im Ankündigungstext der FT heißt es, die Finanzkrise habe das Vertrauen in die Ideologie der freien Marktwirtschaft zerstört, die eine Generation lang das westliche ökonomische Denken dominiert hat. Die Frage sei: Was tritt an ihre Stelle? Auch wenn das einigen, die immer noch der Illusion nachhängen, man könne das System irgendwie hinwegfegen oder es würde schon an sich selbst zusammenbrechen, nicht gefällt: Dass es auch auf dem Kapitalismuskongress in Berlin nur um die Frage nach den Varianten des Kapitalismus gehen kann, wurde schon auf dem Eröffnungsplenum deutlich, als Heiner Flassbeck von der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) ausführte: „Nicht der Kapitalismus oder die Marktwirtschaft sind gescheitert, sondern der Finanzkapitalismus.“

Irgendwie scheint das vage Gefühl zurückzukehren, dass es der Kapitalismus ist, mit dem wir uns zu beschäftigen haben, merkt der Philosoph Frieder Otto Wolf in einem Papier an, das auf dem Kongress zirkuliert: What ‚capitalism‘ is, what it means to be against it, and what it takes to end it. Er hoffe nur, dass es gelingt, die Konfusionen der letzten Jahrzehnte zu vermeiden. Also „Reden wir über Kapitalismus“, wie Alexander Wragge seinen Blog für den „Freitag“ überschreibt, der neben den Kongressbeiträgen der Frankfurter Rundschau und der Attac-Website wohl das Informativste zu der Berliner Veranstaltung ist, was man derzeit im Web finden kann.

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