28. Februar 2008

Regulierungsdilemma der Finanzmärkte: Finanzflüsse wie Waffen

Wer die steigenden Finanzflüsse auf den internationalen Kapitalmärkten nur besser regulieren will, ist mit dem Dilemma konfrontiert, dass die Einführung entsprechender Regelungen immer mindestens einen Schritt hinter den sog. Finanzinnovationen hinterher hinkt. So argumentieren Dani Rodrik (Harvard University) und Arvind Subramanian (Peterson Institute for International Finance) in dieser Woche in einem bemerkenswerten Beitrag, der umso bemerkenswerter ist als er in der Financial Times erschien und tagsdrauf von FT-Chefökonon Martin Wolf gut geheißen wurde. Es führe kein Weg darum herum, die internationalen Kapitalströme direkt einzuschränken: „Wenn das risikoreiche Verhalten der Finanzintermediäre nicht perfekt reguliert werden kann, müssen wir Wege finden, das Volumen der Transaktionen zu reduzieren. Sonst würden wir uns derselben Täuschung hingeben wie die Gegner von Waffenkontrollen, die argumentieren, dass ‚nicht Waffen Menschen töten, sondern Menschen‘. Da wir unfähig sind, das Verhalten der Waffenbesitzer vollständig zu regulieren, haben wir keine andere Wahl als die Zirkulation der Waffen direkt zu begrenzen.“

Die Autoren benennen eine Reihe von Schritten, die zur Einschränkung übermäßiger Liquidität führen könnten. Sofern deren Quelle die hohen Zahlungsbilanzüberschüsse der ölexportierenden Länder und der ostasiatischen Staaten, allen voran Chinas, sind, schwebt ihnen zweierlei vor: eine Art Ölsteuer in den ölimportierenden Ländern, um die Ölnachfrage zu reduzieren, und eine gewisse Aufwertung der ostasiatischen Währungen. Letztere sei unumgänglich, wenn es im Interesse aller Beteiligten zu einer geordneten Rückführung der globalen Ungleichgewichte kommen soll. Die Aufwertung könne unilateral oder durch multilaterale Absprachen, z.B. innerhalb der WTO, erfolgen.

Im Falle von Schwellenländern, die sich übermäßigen Kapitalflüssen ausgesetzt sehen, käme man nicht um den Einsatz von Instrumenten herum, die den Kapitalverkehr direkt kontrollieren. Dazu gehörten Rücklage- bzw. Depotvorschriften bei Kapitalzuflüssen und die direkte Besteuerung von grenzüberschreitenden Kapitaltransaktionen. In dieser Hinsicht sei es gerade im Interesse der Entwicklungsländer notwendig, ein breites Menü von Optionen und Instrumenten zu entwickeln. Leider habe der IWF im Zeichen der jahrelangen Tabuisierung von Kapitalverkehrskontrollen wenig für ein besseres Management des Kapitalverkehrs getan.

Dem Einwand, dass derlei Interventionen die Vorteile der finanziellen Globalisierung mindern könnten, begegnen die Autoren frappierend simpel: Es sei sehr schwer, solche Vorteile zu entdecken, wenn man nicht zu indirekten oder spekulativen Argumenten Zuflucht nehme. Es sei höchste Zeit für ein neues Modell der finanziellen Globalisierung, das endlich anerkenne, dass mehr nicht notwendigerweise besser ist.

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